Zuletzt aktualisiert | last modified: 3. Januar 2025
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Die Gabel von Spinner
In meinem – und wohl auch in allen anderen – ElliptiGO MSUB ist eine Federgabel von Spinner verbaut. Nachfolgend ist die Wartung der Federgabel (großer Gabelservice) erklärt.
Wie mir ElliptiGO mitgeteilt hat, handelt es sich um eine speziell für das MSUB entwickelte Gabel, die technisch auf die 300er-Serie (SP300 650B) von Spinner aufbaut. Sie besitzt aber nicht überall die genau gleichen Teile.
Auf der Website von Spinner findet man eine Bedienungsanleitung, dort sind die Wartungsintervalle erwähnt.
Der Gabelhersteller ist in Deutschland nicht wirklich populär. Angebote und spezielle Ersatzteile gibt es kaum. Nach einigen Foreneinträgen existiert in Polen jemand, der weiterhelfen kann und auch die Spinner-Facebook-Seite führt auf eine Adresse in Polen.
Die bei der Wartung der Gabel zu wechselnden Dichtungen (O-Ringe und ein X-Ring) sind aber handelsüblich und auch in Deutschland leicht zu bekommen.
Für Wartungsanleitungen nutzt Spinner anscheinend gerne Fotoalben bei Facebook (von mir im Weiteren „Bilderbuch“ genannt). Ich wurde auf das Bilderbuch einer Spinner AERIS 650B verwiesen, die ein etwas hochwertigeres Modell ist als die Gabeln der 300er-Serie, aber das grundsätzlich gleiche Design aufweist.
Mir wurden zudem eine Explosionszeichnung und Datenblätter für die Dichtungsringe zur Verfügung gestellt. Aus Urheberrechtsgründen veröffentliche ich diese hier aber nicht.
Verbrauchsmaterial
Unten sind die Daten der von mir getauschten Dichtungsringe aufgeführt, die ich von einem Händler bezogen habe, der sehr schnell und auch kleine Mengen liefert. Die Nummern in den Klammern beziehen sich auf die Angaben in der Explosionszeichnung und sind nicht unbedingt relevant. Wesentlich sind die richtige Größe und dass die Ringe aus Nitrilkautschuk (NBR) bestehen. Ich habe alle in der Standardhärte HDA 70 genommen. Einige Dichtungen sollten gemäß Datenblatt HDA 60 sein, diese Härte war aber nicht zu bekommen. In der Praxis habe ich diesbezüglich bisher keine negativen Auswirkungen festgestellt.
- Standrohr Dämpferseite Deckel (Nr. 35): O-Ring 23,0×2,0 mm…

- Standrohr Dämpferseite unter der Einstellschraube für Hubblockierung/ Kompression (Nr. 32): O-Ring 7,8×1,9 mm. Der Ring ist dicker als das Original mit 1,3 mm, welches nicht im Angebot war, er passt aber auch so. Den Sicherungsring muss man allerdings etwas fester hineindrücken und die Schraube sitzt ein klein wenig straffer, sie soll sich aber ja auch nicht von selbst verstellen können…

- Standrohr Federseite Deckel (Nr. 4): O-Ring 24,5 x 2,0 mm (auch geringfügig dicker als das Original mit 1,9 mm, passt aber perfekt)…

- Standrohr Federseite Dichtung des Luftfederkolbens (Nr. 7): X-Ring 18,64×3,53 mm…

An Schmierstoffen nutze ich:
- Sprühfett: das im Bilderbuch gezeigte Caramba Hochleistungs Schmierfett mit PTFE (habe ich auch für die O-Ringe genommen)
- Gabellöl: Hanseline Telegabel Öl SAE 5
- Fett (Feder des Kolbens und Staubabstreifer der Tauchrohre): handelsübliches Langzeitfett
Arbeitsschritte
Die Gabelwartung ist mit ein wenig Geschick sehr einfach selbst zu erledigen. Das Bilderbuch dient als gute Grundlage, es gibt aber doch einige Abweichungen und Unterschiede zur MSUB-Gabel. Nachfolgend gehe ich auf diese ein.
Vorbereitung
Der Ausbau der MSUB-Gabel ist – im Vergleich zu einem traditionellen Fahrrad – nicht so einfach. Ich habe sie eingebaut gelassen. Die Wartung lässt sich sehr gut bewerkstelligen, wenn das Fahrrad bei entnommener Lenkstange auf der linken Seite liegt…

Noch einfacher geht es, wenn man das MSUB mit einem am Lenker befestigtem Seil nach oben zieht…

Vor Beginn der Arbeiten sind das Vorderrad sowie ein eventuell vorhandenes Schutzblech zu entfernen und die Scheibenbremse ist abzubauen.
Zerlegen
Untere Gabeleinheit
Zunächst wird nach dem Entfernen der Madenschraube mit einem passenden Inbusschlüssel rote Einstellschraube für den Rebound/ die Zugstufe herausgezogen. Dabei sollte gut darauf geachtet werden, dass Madenschraube, Kugel (4 mm Durchmesser) und die kleine Feder nicht herausspringen und verschwinden…

Dann werden die beiden Befestigungsschrauben der unteren Gabeleinheit (Tauchrohre) mit passenden Inbusschlüsseln herausgeschraubt und die Einheit abgezogen.
Damit sie sich beim Reinigen nicht lösen und dabei beschädigt werden, sollten die beiden Federringe an den Staubabstreiferdichtungen vorsichtig entfernt werden. Dieser Schritt ist im Bilderbuch nicht gezeigt.

Stand Januar 2025 gibt es die Staubabstreiferdichtungen mit den Federringen im amerikanischen ElliptiGO Online-Shop, falls Ersatz benötigt wird.
Beide Gummipuffer werden von der Federkolbenstange abgezogen. Falls sie fehlen, sind sie vermutlich im Tauchrohr hängengeblieben.

Dämpfermodul
Da das MSUB keine Einstellungsmöglichkeit am Lenker bietet, kann der Fernsteuerungsanteil übergangen werden. Man schraubt nur den blauen Einstellhebel ab und sieht sofort den Sicherungsring. Dieser wird mit einer Federringzange entfernt. Ich mache das – entgegen der Reihenfolge im Bilderbuch – vor dem Ausbau des Dämpfermoduls. Die Einstellschraube lässt sich jetzt leicht entnehmen.
Nun wird das Dämpfermodul mit einem 24er-Schlüssel herausgeschraubt. Es besteht aus einem geschlossenen Bauteil, das – vielleicht abgesehen von etwas Sprühfett im Bereich der Einstellschraube, wie im Bilderbuch gezeigt – nicht gewartet werden braucht…

Warum das Modul in den Schraubstock gespannt wurde und was dabei mit den Inbusschlüsseln erzielt werden soll, hat sich mir nicht erschlossen. Den Schritt habe ich weggelassen.
Kolben
Auf der Federseite ist der Staubschutzdeckel des Luftventils abzunehmen und die Luft abzulassen – nicht vergessen! Anschließend wird die Luftventilmutter mit einem 21er-Schlüssel abgeschraubt.
Der Luftfederkolben hat bei dieser Gabel einen oberen Anschlag, er kann also nicht – wie im Bilderbuch suggeriert – nach oben, sondern muss nach unten entnommen und auch wieder von unten eingebaut werden. Zur Entnahme schraubt man die Führungsstangenmutter unten am Standrohr heraus…

Nach dem Bilderbuch sollte die Gabel am Kolben einen O-Ring und nach der Explosionszeichnung wohl noch einen „Wascher“ besitzen, tatsächlich ist in der MSUB-Gabel ein einzelner X-Ring verbaut…

Bei der Entnahme der Kolbeneinheit ist darauf zu achten, dass die Gummischeibe (im Bild oben links an der Feder) nicht verloren geht.

Mann kann die Federkolbeneinheit bei Bedarf zur Reinigung weiter zerlegen. Das mache ich gewöhnlich aber nicht.
Reinigung
Alle Teile werden so gut es geht mit Tüchern gereinigt. Hierbei sollten die vier zu tauschenden Dichtungen entfernt und insbesondere die Oberflächen der Standrohre (außen und innen) nicht verkratzt werden. Zur Unterstützung kann man ggf. einen speziellen Entfetter einsetzen. Ich lasse das lieber, damit die Oberflächen nicht angegriffen werden.
Zusammenbau
Einstellerleichterung
Ich empfehle, bei zerlegter Gabel einen passenden O-Ring am Standrohr anzubringen, welcher später die Feinjustierung der Gabel erleichtert…

Dämpfermodul
Nachdem dort ein neuer O-Ring angebracht wurde, wird zunächst das Dämpfermodul wieder moniert.
Nach dem Einbau und Verschrauben des Dämpfers – vor Einsetzen der Einstellschraube – sollte man die Einstellung mit einem passenden Inbusschlüssel in eine Position bringen, dass diese sich nach Einsetzten der Einstellschraube wieder im gewohnten Bereich bewegen kann. Das zeigen die Fotos im Bilderbuch weiter hinten, bevor die Einstellschraube wieder eingebaut wird. Wenn man genau hinsieht, kann man hier zwischen zwölf und neun Uhr die Führungsrille sehen…

…, in der sich der Zapfen der Einstellschraube bewegen kann…

Das Bilderbuch verschweigt, dass der kleinste der O-Ringe wie eine Unterlegscheibe unter der Einstellschraube zu platzieren ist, bevor diese eingesteckt und mit dem Sicherungsring fixiert wird.
Auch beim Zusammenbau wird der umfangreiche Fernsteuerungsanteil weggelassen. Wenn sich die Einstellschraube wie gewünscht bewegt, kann der blaue Einstellhebel aufgeschraubt werden und gut.
Federkolben
Die Gummischeibe wird wieder auf die Federkolbenstange aufgesteckt und die Federkolbeneinheit eingefettet.
Der neu montierte X-Ring des Kolbens wird in etwas Gabelöl getaucht, die Federkolbeneinheit von unten in das Standrohr geschoben und die Führungsstangenmutter festgeschraubt.
Von oben gibt man etwas Gabelöl in das Standrohr und schraubt die Luftventilmutter mit der erneuerten Dichtung fest.
Jetzt wird die Gabel aufgepumpt, die Kolbenstange sollte dabei herausgedrückt werden und die Gabel den Druck anschließend halten.
Die beiden Gummipuffer sind bei der MSUB-Gabel identisch und werden nach dem Auftragen von etwas Fett auf die Kolbenstange so aufgesteckt, dass die dünneren Seiten zueinander zeigen (siehe Titelbild dieses Beitrags).
Untere Gabeleinheit
Wo die beiden „Washer“ herkommen, die in der orangen Schale gefettet werden, weiß ich nicht. Vermutlich werden sie bei der dem Bilderbuch zugrunde liegenden Gabel noch auf oder in die Staubabstreifer der Tauchrohre gelegt. Explizit gefunden habe ich sie beim MSUB nicht und die Abstreifdichtungen gefettet, wie im Bilderbuch gezeigt.
Vor dem Zusammenbau der beiden Gabelteile sind die beiden Federringe wieder an den Staubabstreifern anzubringen.
Wenn nichts vergessen wurde, kann die untere Gabeleinheit aufgeschoben und festgeschraubt werden.
Zum Schluss wird die rote Einstellschraube wieder eingesteckt. Hierbei muss man die Kugel auf der Feder vorsichtig herunterdrücken, damit sie eingeführt werden kann und dabei nicht herausspringt.
Die Madenschraube wird wieder eingeschraubt, um die Einstellschraube zu fixieren und die gesamte Gabel abschließend nochmal mit einem Tuch geputzt.
Nachdem Bremse und Vorderrad montiert sind, können bei einer Probefahrt Funktionskontrolle und Feinjustierung vorgenommen werden.
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